Expertenvortrag zum Thema „Wie begeistere ich Gäste für mein Hotel?“ in der Tourismusfachschule
30. März 2009Todsünden im Social Media Marketing
28. Oktober 2009Interview Destinationsmanager Mag. Oliver Schwarz TVB Ötztal
Steckbrief Destinationsmanager
- Mag. Oliver Schwarz, seit 01.05.2007 Geschäftsführer des Ötztal Tourismus
- 41 Jahre, verheiratet, 2 Kinder
- Hobbies sind Sport und Reisen
Fakten zur Destination laut GF Schwarz:
Struktur der Destination
Die Fusion zum heutigen Talverband wurde mit 01.01.06 vollzogen. Die Verbände Obergurgl-Hochgurgl, Ötztal Arena, Längenfeld, Umhausen, Oetz, Sautens und Haiming wurden zum größten Tiroler Tourismusverband zusammengefasst mit ca. 90 Mitarbeiter, 30.226 Betten und 1.612 Beherbergungsbetriebe.
Die Bettenstruktur unserer Destination besteht zu 2/3 aus den Kategorien Frühstückspensionen und Appartements und lediglich 1/3 Hotels. Sollte der Trend hin zur neuen Bescheidenheit gehen, dann liegen wir mit unserem Angebot genau richtig.
Gästenächtigungen Entwicklung
Die Nächtigungen im Sommer 2008 konnten wir im Vergleich zum Vorjahr um fast 50.000 (+ 5,6%) auf 937.164 Nächtigungen steigern. Bei den Nächtigungen in der aktuellen Wintersaison wurde Nov. 08 bis Feb 09 eine Nächtigungssteigerung von 31.442 (+1,87%) auf 1.705.734 erzielt.
Hauptquellmärkte
Unsere Kernmärkte Deutschland, Österreich und die Schweiz machen ca. 2/3 unseres Gästeaufkommens aus. Märkte wie Russland, die Ukraine und Zentraleuropa gewinnen im Winter immer stärker an Bedeutung. Im heurigen Winter konnten wir Zuwächse aus den Märkten: Deutschland, England, Polen, Tschechien, Russland/Ukraine und Rumänien erzielen. Rückgänge gab es hingegen aus den Baltischen Staaten.
Hauptgästegruppen
Im Sommer spricht unsere Destination hauptsächlich Paare und Familien an, das Durchschnittsalter liegt hier bei 47 Jahren. Im Winter hingegen sprechen wir den sportlichen, aktiven und jung gebliebenen Gast zwischen 25 und 40 Jahren an.
Positionierung der Destination
Kern unserer Positionierung im Winter ist die Schneekompetenz aufgrund der Höhe, den Gletschern sowie einer lückenlosen Beschneiung. Im Sommer bauen wir auf das einzigartige Naturerlebnis sowie das vielfältige Angebot, welches eben nur ein Tal zu bieten hat.
Fragen zum Interview
1. Wie prognostizieren Sie die Nachfrageentwicklung für Ihre Destination im Jahr 2009?
Im Sommer haben wir als Ötztal eine große Chance, weil wir ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis zu bieten haben. Es wird kurzfristiger gereist und Nahziele bevorzugt. Auch das Thema Sicherheit wird wieder an Bedeutung zunehmen. Mit der Ötztal Card verfügen wir über ein perfektes Instrument zur Abdeckung der Vielfalt der Region. Im Winter jedoch werden wir mit einem Rückgang aufgrund der wirtschaftlichen Situation in unserer Quellmärkten wie z.B. England rechnen müssen. Wir sehen unsere starken Marke/n Sölden und Obergurgl-Hochgurgl jedoch als Basis um den Rückgang in Maßen zu halten.
2. Wie schätzen Sie persönlich die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Ihre Destination ein?
Im schlimmsten Fall wird durch den Nachfragerückgang eine Preisspirale im Tal nach unten ausgelöst. Die meisten unserer Betriebe verfügen jedoch über eine recht gesunde Finanzierungsstruktur, trotzdem kann es passieren, dass einzelne Betriebe aufgrund fehlender Spezialisierung sowie dünner Eigenkapitaldecke in der Krise wegbrechen.
3. Welche Maßnahmen halten Sie als Reaktion auf die Krise für sinnvoll?
Wir haben rechtzeitig mit dem Aufbau starker Marken begonnen und sind deshalb gut vorbereitet. Wir werden in Zukunft noch fokussierter auftreten, das Online-Marketing verstärken und mit Kooperationspartnern auf Quell- und Zukunftsmärkten vor Ort präsent sein.
4. Welche sind für Ihre Destination die wichtigsten internationalen Quellmärkte der Zukunft?
Neben den Kernmärkten D/A/CH zählen England, Benelux, Skandinavien, RUS/Ukraine sowie Ost- und Zentraleuropa zu unseren Zukunftsmärkten. Um weiterhin „first mover“ zu bleiben strecken wir bereits unsere „Fühler“ nach Märkten wie China, Indien, Arab. Emirate sowie Japan/Korea aus.
5. Welche Reisemotive werden für Ihre Destination künftig an Bedeutung gewinnen?
Ich glaube dass wir die zukünftigen Reisemotive mit unserem Leistungsversprechen Lebensenergie durch „Anspannung und Entspannung“ in unserem Tal gut abdecken und der Wunsch nach Sport, Gesundheit und Natur zunehmen wird.
6. Was sind aus Ihrer Sicht künftig die wichtigsten Qualitätskriterien und Argumente, um Gäste vom Angebot einer Destination zu überzeugen?
Im Winter wird es ganz sicher unsere Schneekompetenz/Schneesicherheit sein, welche wir durch die Höhe, die Beschneiung sowie die qualitative Infrastruktur bieten können. Die Basis für das Naturerlebnis im Sommer ist eine perfekte Infrastruktur bestehend aus Wanderwegen, Beschilderung, Führern, GPS Daten für Touren usw.. Diese Grundlagen werden für die einzelnen Themen wie Bike, Berg, Klettern usw. noch ausgebaut und mit starken Testimonials wie z.B. David Lama beim Klettern transportiert.
7. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für das Destinationsmanagement?
Die Entwicklung als Einheit voranzutreiben und sicherzustellen, dass keine Region im Tal zurück bleibt ist sicher eine große Herausforderung. Dazu ist es notwendig die Infrastruktur auf hohem Niveau zu halten und trotzdem weitere Budgetmittel freizumachen, um von einer Infrastruktur- zu einer verstärkten Marketinglastigkeit zu kommen.
8. Wie ist die Gewichtung zwischen Online- und Printmedien in Ihrem Werbemix?
Das ist mit all unseren Maßnahmen schwer in Prozenten auszudrücken. Wir suchen jedoch laufend Einsparpotentiale im konventionellen Bereich um noch stärker in den Onlinebereich zu investieren. Unsere Winter und Sommergäste informieren sich in erster Linie über das Internet.
9. Wenn Sie einem Hotelier einen guten Rat geben müssten, dann wäre das…
Unser Tourismusverband unterstützt seine Mitglieder durch eine starke Marke sowie Kommunikations- und Marketingmaßnahmen in unseren Quellmärkten um Bekanntheitsgrad herzustellen und Nachfrage zu generieren. Das heißt wir werfen die Netze aus, den Fisch an Land ziehen muss der Hotelier. In Zukunft kommt der Eigeninitiative des Unternehmers sein Haus durch eine klare Spezialisierung und Positionierung zu füllen noch stärkere Bedeutung zu.
Wir danken Herrn Mag. Schwarz für das interessante Interview.